Skip to main content

Prüfungskultur im Wandel

Prüfungskultur im Wandel

4K-Kompetenzen – Kreativität, Kooperation, Kommunikation und kritisches Denken – sind für Lehrpersonen wichtig, um täglich inspirierende Lehr- und Lernsituationen zu schaffen. Wie bedeutend sie auch für neue Prüfungsformate sind, stellen wir in der fünften Stecknadel vor mit dem praxisorientierten Buch aus dem hep Verlag „4K und Prüfen. Beurteilen zwischen Tradition und Innovation“. Es beleuchtet spezifisch für die Berufsbildung Herausforderungen und Potenziale zukunftsorientierter Prüfungsansätze und liefert praktische Beispiele, die sich sofort umsetzen lassen. -Lesenswert!

Die Schulen auf der Sekundarstufe II verändern sich rasant, wobei die Integration digitaler Technologie eine entscheidende Rolle spielt. Gute Orientierungshilfen wie das eben erschienene Buch «4K und Prüfen[1]» sind wichtig. Es richtet sich an Lehrpersonen der Berufsbildung, die ihre Prüfungspraxis im Kontext der vier Zukunftskompetenzen weiterentwickeln. Die Autor:innen – Pfiffner, Sterel, Schneider und Hassler – kombinieren darin fundierte Theorie mit vielen wertvollen Praxisbeispielen. Das Buch zeigt überzeugend, wie die 4K-Kompetenzen in Prüfungsformate integriert werden können, um Lernende auf die Berufswelt vorzubereiten. Zum Beispiel Kreativität und Innovation fördern mit Hilfe offener Aufgaben, die auch Produkte des vorangegangenen Lernprozesses miteinbeziehen, oder kritisches Denken und Problemlösen unterstützen, indem Lernende mit realen Problemstellungen konfrontiert werden, wie sie beispielsweise komplexe Verhandlungssituationen oder Führungskommunikation darstellen. Die Einbindung digitaler Werkzeuge und KI bei eAssessments eröffnet dabei neue Perspektiven.

Die Autor:innen bieten konkrete Ansätze, um vielfältige Beurteilungsprozesse zu unterstützen. Es werden offene digitale Prüfungsformate vorgestellt, bei denen die Lernenden mit Hilfsmitteln und kooperativ vorgehen können, wie beispielsweise «Schreiben in Kleingruppen», «Master-or-Die», «Bewertung vorhandener Onlineprodukte» u.a.m. Eigene Kapitel zum Einsatz von Kompetenzrastern, wie zum Beispiel im IKARIS-Modell (IKARIS - Individuelles Kompetenz-Aneignungs-Raster im SOL), einem Beitrag von Dominic Hassler, bieten Lehrpersonen eine Struktur, die mit praktischen Vorlagen ergänzt ist. Damit können den Lernenden individuelle, kompetenzorientierte Lernwege ermöglicht werden, die sie weitgehend selbständig gehen können. Ebenso hilfreich sind Anleitungen, wie Prüfungen chancengerechter gestaltet und Beurteilungsfehler reduziert werden können. Weitere Schwerpunkte im Buch widmen sich der Sprache bei Prüfungen und der Gestaltung von handlungsorientierten Lernaufgaben. Die Bedeutung klarer und verständlicher Formulierungen von Aufgaben in Prüfungen (und nicht Fragen) wird dabei besonders hervorgehoben – ein zentraler Aspekt für eine gerechte Beurteilung in der heterogenen Berufsbildung.

Wie in "4K und Prüfen" die Unterscheidung zwischen summativen und formativen Assessments vorgenommen wird, kann hingegen eher kritisch betrachtet werden. Der Unterschied wird zwar an verschiedenen Stellen thematisiert. Es wird aber zu wenig deutlich, dass die diagnostischen Informationen, welche aus formativen Assessments erfolgen, vor allem auch deshalb interessant und wichtig sind, weil sie der Lehrperson Feedback zu ihrem eigenen Unterricht geben und ihr damit ermöglichen können, die Unterrichtsprozesse schülerzentriert, zeitnah und adaptiv zu gestalten; und dies ganz unabhängig von einer summativen Leistungsbeurteilung, welche am Ende des Lernprozesses stattfindet. Schade, wird dieser Punkt im Buch nicht stärker hervorgehoben. Denn trotz der weitgehend belegten Wirksamkeit formativer Assessments - und vieler heute möglicher Umsetzungen, die auch im Buch vorgestellt werden- zeigt sich in der schulischen Praxis immer noch, dass der Fokus einseitig auf summativen Assessments liegt. Hier hätte das Buch zur gängigen Unterrichtspraxis Gegensteuer bieten können.

Insgesamt bietet 4K und Prüfen jedoch viele wertvolle Impulse für eine zukunftsorientierte Prüfungskultur in der Berufsbildung. Die Praxisbeispiele und die fundierten Überlegungen machen das Buch zu einer empfehlenswerten Lektüre für alle Lehrpersonen, die ihren Unterricht weiterentwickeln möchten.

Was meinen Sie? Diskutieren Sie mit im Teams-Kanal “04 Bewerten – Lernnachweise – Feedback" der DLH-Community!

 *vorgelesen von einer künstlichen Stimme

[1] Manfred Pfiffner, Saskia Sterel, Andreas Schneider: 4K und Prüfen. Beurteilen zwischen Tradition und Innovation. Mit einem Beitrag von Dominic Hassler. 4K kompakt, Band 7. 2025 hep Verlag AG, Bern (ISBN Print: 978-3-0355-2329-4. ISBN E-Book: 978-3-0355-2333-1)